Polarlicht vom 11./12. Oktober 2001

 

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Schlägl (Mitterreith), 11. Oktober 2001, 23:45 bis 00:15 MESZ (weitere Bilder - more images).

Foto: © Karl Kaiser; f = 17 mm; 1:3,5; 30 min; Kodak Elite Chrome 400

 

Am 9. Oktober ereignete sich auf der Sonne ein koronaler Massenauswurf, der wieder einmal erdgerichtet war. Für die Zeit vom späten 11. Oktober bis frühen 12. Oktober wurde die Ankunft der Schockfront beim Magnetfeld der Erde erwartet. Polarlichter könnten nördlich der Linie Großbritannien - nördliche Niederlanden - Norddeutschland - Nordpolen - Litauen - ... erwartet werden. Tatsächlich stellten knapp nach 18 Uhr MESZ Satelliten das Eintreffen der Sonnenwindstoßfront fest. Die Geschwindigkeit lag zunächst bei 550 km/s, steigerte sich dann aber bald auf etwa 600 km/s. Gleichzeitig stieg die Teilchendichte im Umfeld der Erde stark an. Bemerkenswert war das zunächst weit südlich ausgerichtete Erdmagnetfeld (es erleichtert den Sonnenwindteilchen das Eindringen in die Magnetosphäre und weiter in die Luftschichten der Erde). Zum Leidwesen der Polarlichtbeobachter schwenkte es aber sehr bald auf Norden zurück.

Die Wahrscheinlichkeit, bei uns abermals ein Polarlicht sehen zu können, war demnach recht gering. Trotzdem beobachtete ich ab 21:55 MESZ in Mitterreith am Höhenrücken zwischen Großer und Kleiner Mühl bei besten atmosphärischen Bedingungen und ohne Beeinträchtigung von Dunst. Der empfindliche 400 ASA Film konnte schon um diese Zeit ein schwaches Nordlicht aufnehmen. Visuell waren die ersten sehr schwachen roten Strahlen ab 22:58 bis etwa 23:10MESZ zu sehen: Die freisichtige Aktivität beschränkte sich auf den Bereich 10° östlich bis 20° östlich des Nordpunktes. Die Höhe der Strahlen erreichte mindestens 15°. Einmal glaubte ich einen etwa 35° hohen weißlichen Strahl vom Horizont aufsteigen zu sehen (ist aber auf keinem Foto zu erkennen). Um 23:27 MESZ konnte ein zweites Mal freisichtig ein äußerst schwaches Polarlicht erkannt werden. Mit einem Fragezeichen versehe ich die Sichtung um etwa 00:40 MESZ. Fotografisch war das Nordlicht bis zum Ende meiner Beobachtungszeit knapp nach 1 Uhr festzustellen. Erwähnenswert ist das neuerliche Aufleben der Aktivität vor der Morgendämmerung; aus diesem Zeitraum gibt es zahlreiche Polarlichtbilder aus Deutschland.

Der Kp-Wert (ein Index für die geomagnetische Aktivität) erreichte zu Beginn meiner Beobachtungszeit den Wert 5 (3-Stunden Mittelwert). Während der Zeit von 23 bis 2 Uhr sank die Aktivität auf  4 (!), um anschließend wieder auf 5 bzw. 6 anzusteigen. Ich bin angenehm überrascht, dass bei so geringen geomagnetischen Aktivitäten selbst in unseren niedrigen geomagnetischen Breiten (etwa 44°) eine Beobachtung lohnt!

Übersicht der Polarlichtbilder vom 11. auf 12. Oktober 2001

 

Links zu Polarlichtbildern dieser Beobachtungsnacht:

http://www.spaceweather.com/aurora/gallery_12oct01.html

http://www.proeschold.de/polarlichter/polarlicht.htm

http://www.ulrich-rieth.de

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