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01 Finsternisverlauf im Überblick

                                   Foto: © Karl Kaiser

09 Beobachtung während Totalität 12 Sofiteilnehmer
05 Einzelne Perlen lassen sich bestimmten Mondtälern zuordnen

Sofi 99 - ein Familienerlebnis mit Freunden im Burgenland

Schon lange stand fest: Beobachtung des Jahrhundertereignisses mit meiner Familie in der Totalitätszone, offen war aber bis 2 Tage vor dem Ereignis der Beobachtungsort: Nordfrankreich - Süddeutschland - Salzburg oder Burgenland? Nur 35 % Sonnenwahrscheinlichkeit für Salzburg und Umgebung sowie die doch zu lange Anreisezeit bis Frankreich gaben den Ausschlag für das Südburgenland. Vorweggenommen: Wir konnten mit unserem Standort sehr zufrieden sein. Wir, das sind 2 Familien (aus Kasten bei St. Peter und Schlägl) und 2 befreundete Hobbyastronomen vom Astrostammtisch Haslach.

Abreise am Dienstag, 10. August, 8 Uhr bei Regen, Fahrt über Linz - Alland - Wechsel nach Burg im südlichen Burgenland. Nächtigung am Campingplatz.

Zuversichtlich schauten wir dem nächsten Morgen entgegen: Auflockerung der Bewölkung, Nachthimmel mit Sternen. Noch mehrmals "trainierte" ich in der Dunkelheit die Einstellung der verschiedenen Blendenwerte und Verschlusszeiten für die wichtigsten Minuten des kommenden Tages; an ein rasches Einschlafen war ohnehin nicht zu denken...

11. August, 5 Uhr morgens: Heftiger Regen und Gewitter.

7 Uhr: Regenbogen, bei Annäherung der Wolken aus Westen!!!

Wäre doch das Gebiet um den Plattensee für die Beobachtung günstiger gewesen? Für einen Ortswechsel war es jetzt zu spät.Wie schlecht wir die Lage tatsächlich einschätzten, zeigt, dass wir uns vom Campingpersonal schwarze Foliensäcke ("Müllsäcke") besorgten, um die aufgestellten Beobachtungsgeräte bei plötzlich einsetzendem Regen schützen zu können.

Um 8 Uhr fanden wir uns am tagszuvor ausgewählten Beobachtungspunkt ein: 50 m von der ungarischen Grenze entfernt, etwa 7 km südlich der Zentrallinie bei Rechnitz, auf einem Hügel in Schandorf (16°26´26´´ E, 47°14´24´´ N) mit freiem Blick auf die 40 bis 50 km entfernten Alpen.

Nach wirklich langem Zögern, erst als sich im Westen einige kleinere Wolkenlücken zeigten, begannen wir mit dem Aufbau unserer Fernrohre und der Aufstellung der Fotoapparate. Überaus rasch verschwanden dann die Wolken, und um 11 Uhr 24 wurde die Sonne für uns sichtbar vom Mond angeknabbert...

Beunruhigend schnell näherte sich eine Altocumulus-Decke, die um 12 Uhr 15 Sonne und Mond erreichte. Gott sei Dank war sie dünn genug, um das Schauspiel weiter verfolgen zu können, die Helligkeitsabnahme zu beobachten, den Temperaturrückgang (s. Temperaturdiagramm) zu spüren und den "totalen" Höhepunkt zu erleben. Vom Westen schob sich die schwarze Wand heran und plötzlich war der letzte Lichtfunke der Sonne verschwunden. Schwarz stand sie jetzt am Himmel, umgeben von der Korona und den herrlichen Protuberanzen. 2 Minuten und 20 Sekunden konnten wir das Schauspiel genießen, die Venus zwischen den Wolken erkennen, den eigenartigen Dämmerungshorizont sehen, bis schließlich der Diamantring die Totaliät beendete - bleibende Eindrücke für uns alle, ganz besonders, so hoffe ich, für die Kinder! Ein Finsterniswind wollte nicht aufkommen.

15 Minuten nach der Totalität hatten wir wieder blauen Himmel über uns und konnten die Partialität bis zu ihrem Ende um 14 Uhr 10 mit unseren 200 bis 1300 mm Optiken festhalten.

 Bemerkung zur "Relativität" der Zeit:

2 Minuten und 20 Sekunden Totalität - die Zeit vergeht wie im Flug!

2 Minuten und 20 Sekunden warten vorm Mikrowellenherd, bis die Speisen aufgewärmt sind - was man in diesen 140 Sekunden nicht alles tun könnte!

Anmerkungen zur Heimreise:

Familie G. (Kasten) fuhr am nächsten Tag über die Süd- und Westautobahn zurück - ohne Stau; Maria B. (Haslach) und Heinz P. (St. Peter) reisten noch am 11. über Graz nach Hause - kein Stau. Familie K. benötigte am Finsternistag für die ersten 130 km auf der Südautobahn 4 Stunden in Richtung Wien ("Finsternisrückreisestau" - ein Beweis für das große Interesse am Jahrhundertereignis)!

                                                                                            

   © 1999 Karl Kaiser